Die Ottilie-Roederstein-Stipendiatinnen stehen mit Ministerin Dorn auf der Treppe im Roedersteinhaus in Hofheim.

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Hessen fördert Künstlerinnen mit acht Ottilie-Roederstein-Stipendien

Insgesamt 240.000 Euro Unterstützung / Stipendien-Übergabe im Hofheimer Wohnhaus der Malerin setzt posthum ihren Willen um

Künstlerinnen und kulturschaffende Frauen fördern und in den Fokus zu rücken: Das ist das Ziel des Ottilie-Roederstein-Stipendiums des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Es wird in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben. Insgesamt 85 Künstlerinnen aller Sparten haben sich in drei Kategorien beworben. Die Jury hat zwölf Künstlerinnen, darunter Kollektive, für acht Haupt-, Nachwuchs- und Arbeitsstipendien ausgewählt. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute am Weltfrauentag die Stipendien in Hofheim am Taunus übergeben – an einem symbolträchtigen Ort: Im Haus im Roedersteinweg 2 lebte die 1859 geborene Malerin Ottilie W. Roederstein mit ihrer Lebensgefährtin Elisabeth Winterhalter.

Kunst und Kultur brauchen den weiblichen Blick

„Mehr als die Hälfte der Studierenden an den hessischen Kunsthochschulen sind Frauen – aber trotzdem sind professionelle Künstlerinnen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit immer noch zu wenig präsent“, erklärt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Dabei brauchen Kunst und Kultur alle klugen und kreativen Köpfe, um unsere Gesellschaft zu bereichern und voranzubringen – erst recht den weiblichen Blick. Das wollen wir mit den Ottilie-Roederstein-Stipendien unterstützen. Ich bin begeistert von der Vielfalt der geförderten Projekte und vor allem von den kritischen Botschaften dahinter. Die Stipendiatinnen zeigen schonungslos unseren Umgang mit der Natur, gesellschaftliche Missstände und lassen uns ganz nah heran an die Entstehung von Kunst, die durch die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft geschieht und sehr oft harte Arbeit ist. Ich gratuliere ihnen zu ihrem Erfolg. Mit der Übergabe im ehemaligen Wohnhaus von Ottilie W. Roederstein erfüllen wir zudem posthum einen Lebenswunsch der Künstlerin am Originalschauplatz: Von hier setzte sie sich dafür ein, weibliches Schaffen in der Kunst besser sichtbar zu machen.“

Tina Kohlmann, Sandra Havlicek und Katharina Schücke im Porträt

Auf einen Blick

Die Ottilie-Roederstein-Stipendiatinnen 2023

Zwölf Künstlerinnen unetrstützen wir 2023 mit Ottilie-Roederstein-Stipendien. Wir stellen sie vor.

Die Hauptstipendien

Die beiden Hauptstipendien gehen an zwei Künstlerinnengruppen: Die Choreographin und Tänzerin Ekaterine Giorgadze aus Frankfurt arbeitet mit dem Regieduo Marion Schneider und Susanne Zaun im Kollektiv „Zaungäste“ aus Frankfurt zusammen. Überzeugt hat die Jury auch das bildhauerische Vorhaben der Frankfurter Künstlerin Tina Kohlmann, die mit ihren Kolleginnen des Frankfurter Künstlerinnenkollektivs HazMatLab, Sandra Havlicek und Katharina Schücke, das zweite Hauptstipendium aus dem Bereich der Bildenden Kunst erhält. Beide Hauptstipendien sind mit 40.000 Euro dotiert zuzüglich bis zu 30.000 Euro Projektmittel.

Ekaterina Giorgadze, Marion Schneider und Susanne Zaun sehen das Theater als Schauplatz des Sprechens: Ein Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens der Stipendiatinnen liegt daher auch auf der Arbeit mit dem ur-theatralen Element der Chorarbeit. Mit Hilfe des Stipendiums erarbeiten die drei Frauen das autofiktionale Projekt „Kinderstar von 6 bis 8“, das sich mit der Ideologisierung des kindlich-weiblichen Körpers auseinandersetzt.

Tina Kohlmann, Sandra Havlicek und Katharina Schücke wollen eine experimentelle 3D-Skulptur erschaffen. Dabei wird der Entstehungsprozess selbst zur Kunst und das Material zum vierten Protagonisten des Kollektivs. HazMatLabs zeichnet ihr innovativer Umgang mit Farbe, Form, Raum und Material ausIhre neue Arbeit wird 2023 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt zu sehen sein.

Die Nachwuchsstipendien

Eines von zwei Nachwuchsstipendien erhält Alina Huppertz, Absolventin der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt, für ihre geplante Musiktheaterproduktion mit dem Arbeitstitel „SCHÖPFUNG“. Die ausgebildete Sängerin will das bestehende und zukünftige Verhältnis von Mensch und Natur neu verhandeln. Das zweite Nachwuchsstipendium im Bereich Bildende Kunst erhält Anna Bergold. Sie studiert an der Kunsthochschule Kassel Intermediale Fotografie. In ihrem Projekt „Das Land der weißen Berge / Hidden Agenda“ porträtiert sie den so genannten Monte Kali im osthessischen Heringen an der Werra im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, eine Salzhalde des Kalibergbaus.

Die Nachwuchsstipendien sind mit jeweils 20.000 Euro dotiert, hinzu kommen bis zu 30.000 Euro Projektmittel für die Umsetzung des Vorhabens.

Die Arbeitsstipendien

Mit vier Arbeitsstipendien werden Künstlerinnen ausgezeichnet, die aufgrund der Betreuung eines Kindes oder der Pflege eines nahen Angehörigen erschwerte Arbeitsbedingungen haben und sich dennoch weiter ihrer nachgewiesenen seriösen künstlerischen Tätigkeit widmen möchten. Die Arbeitsstipendien sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Die Arbeitsstipendien erhalten Ani Barseghian (Bildende Kunst, Frankfurt), Hannah Schmider (Bildende Kunst, Offenbach), Emilia Neumann (Bildende Kunst, Frankfurt) und Ayana Goldstein (Darstellende Kunst, Marburg).

In der Jury saßen Ministerin Angela Dorn, zwei Vertreterinnen des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Dr. Sylvia Metz, stellvertretende Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung, Prof. Parastou Forouhar, Künstlerin und Professorin für Bildende Künste an der Kunsthochschule Mainz, Carola Reul, Geschäftsführerin Junge Deutsche Philharmonie, und Dr. Philipp Schulte, Geschäftsführer Hessische Theaterakademie.