Das Museum Reinheim bietet Heimatgeschichte zum Entdecken und Ausprobieren: Eine funktionstüchtige Schmiede und ein Webraum zeigen harte Arbeit, eine historische Apotheke und ein Herrenzimmer entführen ins vergangene Jahrhundert, Luftschutzkeller und Notquartier machen die entbehrungsreichen Zeiten deutlich
Das Museum nimmt an einem Pilotprojekt des Hessischen Museumsverbandes teil, bei dem Ausstellungen einem Erstcheck zu nationalsozialistischem Raubgut unterzogen werden. Ziel ist, verdächtige Provenienzen näher zu untersuchen und weiteren Forschungsbedarf zu klären. Neben dem Museum Reinheim machen auch die Stadtmuseen Bad Wildungen und Eschwege sowie das Vonderau-Museum in Fulda bei dem Pilotprojekt mit.
Museum und privater Raum mischten sich
Das Museum Reinheim wird von der Stadt getragen und ehrenamtlich organisiert. Es gibt Einblicke in die Haushaltsführung und die ländliche Wohnkultur um 1900, zeigt historische Puppen und bietet Platz für wechselnde Sonderausstellungen. Das Museum wurde für das Pilotprojekt ausgewählt, weil hier vor und nach der Zeit des Nationalsozialismus vorübergehend Bedürftige untergebracht wurden. Dadurch durchmischten sich Museum und privater Raum; Objekte problematischer Herkunft konnten sich einschleichen. Zwischen 1933 und 1945 wurde das Museum in ein Heimatmuseum umgewandelt und im Sinne der NS-Ideologie volkserzieherisch genutzt. Ein großer Teil des zu untersuchenden Bestandes besitzt keine Provenienz, manche Objekte könnten jedoch Verfolgten gehören: zum Beispiel Gegenstände der Freimaurer oder eine Marmorplatte, bei der es sich um einen Metzgerstein aus der Metzgerei des Reinheimer Juden Moritz Strauß handeln könnte. Strauß wurde 1943 in Theresienstadt ermordet.