Wiesbaden/Frankfurt. Professor Dr. Ivan Ðikić, Professor für Biochemie an der Goethe-Universität Frankfurt, wird mit dem Louis-Jeantet-Preis für Medizin geehrt. Die Auszeichnung gehört zu den renommiertesten in Europa und ist mit 500.000 Schweizer Franken dotiert. Ðikić bekommt sie gemeinsam mit Brenda Schulman, Direktorin am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, für die Erforschung des Proteins Ubiquitin und der so genannten Ubiquitinierung. Ist das Ubiquitin-System gestört, kann dies zur Entstehung von vor allem neurodegenerativen Erkrankungen führen wie Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose.
„Ich gratuliere Professor Đikić ganz herzlich zu dieser bedeutenden Auszeichnung“, erklärt Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Er hat die biomedizinische Forschung in Frankfurt maßgeblich vorangebracht. Seine Arbeit trägt dazu bei, das Leid vieler Erkrankten besser zu verstehen und hoffentlich bald zu heilen. Wir brauchen hochkarätige Forschung, um die Herausforderungen unserer Zeit angehen zu können – und auch die Studierenden in Hessen profitieren davon, dass unsere Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Spitzenwissenschaft ganz vorn dabei sind.“
Ivan Đikić, geboren 1966, studierte Medizin in Zagreb und promovierte an der New York University. Seit 2002 ist er Professor an der Goethe-Universität Frankfurt, seit 2009 leitet er das dortige Institut für Biochemie II und war Gründungsdirektor des Buchmann Instituts für Molekulare Lebenswissenschaften an der Hochschule. Professor Đikić wurde vielfach ausgezeichnet; so erhielt unter anderem den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis und hat mehrere Advanced Grants des Europäischen Forschungsrates erhalten – sie gelten als „kleiner Nobelpreis. Sein Augenmerk gilt den Proteinen: Damit Zellen richtig funktionieren, sind sie auf Tausende verschiedener Proteine angewiesen. Wenn diese Moleküle ihre Aufgaben erfüllt haben, werden sie abgebaut und recycelt. Der menschliche Körper markiert sie durch die Anlagerung von Ubiquitin – ebenfalls einem Protein. Dieser Prozess heißt Ubiquitinierung. Ist das Ubiquitin-System gestört, entwickeln sich Krankheiten. Den Prozess zu verstehen, eröffnet Wege für die Entwicklung neuer Therapien.
Professor Đikić ist auch an den Vorbereitungen für die aktuelle Runde der Exzellenzstrategie beteiligt – als Projektleiter und Mitglied des Steuerungskomitees der länderübergreifenden Clusterinitiative „EMTHERA: Emerging therapeutic strategies against infections, inflammation and impaired immune mechanisms“ von Goethe-Universität Frankfurt und Gutenberg-Universität Mainz. Das biomedizinische Projekt, das das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst bis 2025 mit rund 8 Millionen Euro fördert, widmet sich der Entstehung, den Mechanismen und der Entwicklung von Therapien bei Infektions- und Entzündungskrankheiten. Die Beschäftigung mit der Ubiquitinierung ist einer der zahlreichen Bausteine, auf denen die Spitzenforschung im Rahmen von EMTHERA weiter aufbauen wird.
Mit den Louis-Jeantet-Preisen für Medizin zeichnet die schweizerische Louis-Jeantet-Stiftung jedes Jahr Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher aus, die in einem der Mitgliedstaaten des Europarats forschen. Die Ehrungen dienen nicht nur der Auszeichnung einer bereits abgeschlossenen Arbeit, sondern ermutigen auch die Fortsetzung innovativer Forschungsprojekte.