Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Hessen fördert Antisemitismusforschung und wissenschaftliche Begleitung von Demokratieprojekten

Anträge aus Frankfurt, Darmstadt, Gießen und Wiesbaden im Programm „Stärkung der Demokratieforschung Hessen“ erfolgreich

Wiesbaden. Das hessische Wissenschaftsministerium fördert Antisemitismusforschung und Forschungsprojekte, die bestehende Initiativen zur Demokratiesicherung wissenschaftlich bewerten. Möglich macht dies das Programm „Stärkung der Demokratieforschung Hessen“: Damit unterstützt das Wissenschaftsministerium Forschungsvorhaben an den Hochschulen, die in die Gesellschaft wirken und unsere Demokratie widerstandsfähiger gegen Extremismus und Polarisierung machen. Externe Gutachtende und der wissenschaftliche Beirat des Programms haben fünf Projekte ausgewählt. Über 269.000 Euro fließen im ersten Förderjahr in die Konzepte. Die geförderten Anträge kommen von der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Hochschule RheinMain, der Hochschule Darmstadt, der Frankfurt University of Applied Sciences und der TU Darmstadt.

"Demokratie ist kein Selbstläufer"

„Demokratie ist kein Selbstläufer, sie muss immer wieder neu verteidigt und weiterentwickelt werden. Gerade im Kampf gegen Antisemitismus leisten Wissenschaft und Forschung einen essentiellen Beitrag, unser demokratisches Miteinander zu schützen“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Die geförderten Projekte binden oft Partner aus der Praxis ein und haben ein hohes Transferpotenzial. Gleichzeitig müssen wir auch sicherstellen, dass Erkenntnisse aus bestehenden Projekten zur Demokratiesicherung für die praktische Arbeit und die Forschung wissenschaftlich nutzbar sind. Ich gratuliere den Forschungsteams zur erfolgreichen Bewerbung und bin gespannt auf die Ergebnisse.“

Wörterbucheintrag "Demokratie"

Übersicht

Das Programm "Stärkung der Demokratieforschung in Hessen"

Ziel des Programms ist, unsere Demokratie resilienter gegen Extremismus und Polarisierung zu machen. Anträge sind in den betreffenden Förderlinien ab sofort möglich.

Zwei Förderlinien

Die Projekte wurden in zwei Förderlinien beantragt. Für die hessische Antisemitismusforschung sind in den Jahren 2025 bis 2028 insgesamt über 1.902.000 Euro eingeplant. Die Förderlinie „Hessische Evaluation und Begleitung“ nimmt Projekte der Demokratiesicherung in den Blick, die es bereits auf lokaler oder regionaler Ebene gibt. Für diese Förderlinie werden bis 2027 insgesamt über 842.000 Euro in Aussicht gestellt.

Antisemitismusforschung

Diese Projekte werden aus der Förderlinie „Hessische Antisemitismusforschung" des Programms „Stärkung der Demokratieforschung Hessen“ gefördert.

Frankfurt University of Applied Sciences und TU Darmstadt

Seit dem 7. Oktober 2023 ist die Sicherheit jüdischen Lebens auf dem Campus verstärkt gefährdet. Die Frankfurt University of Applied Sciences und die TU Darmstadt wollen gemeinsam eine empirische Datengrundlage in Hessen schaffen, um die Verbreitung der unterschiedlichen Formen von Antisemitismus an hessischen Hochschulen unter systematischem Einbezug jüdischer Perspektiven zu analysieren. In der Studie werden Bedarfe und Belange jüdischer und nicht-jüdischer Studierender sowie Hochschullehrender zusammengeführt. So lässt sich die Situation an den Hochschulen in ihrer Reichweite besser verstehen und es können datenbasiert Kontroversen und Gegenstrategien im Hochschulbereich identifiziert werden.

Frankfurt University of Applied Sciences und Bildungsstätte Anne Frank

Das Forschungsprojekt untersucht, wie junge Erwachsene antisemitische Inhalte in sozialen Netzwerken wahrnehmen und wie solcher Content auf sie wirkt. Dabei geht es auch um die Rolle von Influencern. Geplant sind Interviews und Gruppendiskussionen, um Einblicke in die Erfahrungen und kollektiven Argumentations- und Deutungsmuster junger Menschen zu gewinnen. Anhand der Ergebnisse sollen Bildungsmaßnahmen und Angebote der digitalen politischen Bildung entwickelt werden. Sie sollen jungen Erwachsenen helfen, antisemitische Inhalte zu erkennen und kritisch zu hinterfragen. Zudem werden Konferenzen und Fachveranstaltungen organisiert, die Ergebnisse publiziert und über die Social-Media-Kanäle der Bildungsstätte Anne Frank verbreitet. 

Evaluation und Begleitung

Diese Projekte werden aus der Förderlinie „Hessische Evaluation und Begleitung" des Programms „Stärkung der Demokratieforschung Hessen“ gefördert.

Justus-Liebig-Universität Gießen

Um demokratische Strukturen zu erhalten und zu stärken, kommt der Schule als zentraler Sozialisations- und Bildungsinstanz besondere Verantwortung zu: Sie muss jungen Menschen beibringen, demokratische Werte zu erkennen und zu verteidigen. Das Projekt unter der Federführung der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Justus-Liebig-Universität Gießen untersucht, inwiefern schulische Formate der Erinnerungskultur, etwa Gedenkstättenbesuche oder Zeitzeugengespräche, einen Beitrag zur Demokratiebildung leisten. Hierfür werden ausgewählte Projekte an hessischen Schulen evaluiert. Ziel ist es, Best-Practice-Beispiele zu identifizieren, den schulübergreifenden Austausch zu fördern und Handlungsempfehlungen zu entwickeln.

„Diversitätssensible Evaluation des Rahmenkonzepts Jugendbeteiligung der Stadt Wiesbaden (DiValuation)“, Hochschule RheinMain

Wie erleben Jugendliche demokratische Selbstwirksamkeit in Beteiligungsformaten – und wie können bislang nicht erreichte junge Menschen gezielter angesprochen werden? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Evaluation des Wiesbadener Rahmenkonzepts zur Jugendbeteiligung. Ziel ist, Barrieren und Gelingensbedingungen diversitätssensibel zu analysieren und Beteiligungsformate weiterzuentwickeln – insbesondere mit Blick auf marginalisierte Gruppen. Die Evaluation bezieht die Perspektiven von Jugendlichen, Fachkräften sowie Politik und Verwaltung ein. Untersucht werden unterschiedliche Formate der Jugendbeteiligung und ihre Schnittstellen zur kommunalen Verwaltung. 

Hochschule Darmstadt

Demokratie zeigt sich nicht nur an Wahlurnen oder in Parlamenten, sondern auch im Alltag: in der Nachbarschaft, im Wohnquartier und durch Mitgestaltung vor Ort. Das Praxisforschungsprojekt untersucht, wie demokratische Teilhabe und Mitsprache in Großstädten, Kleinstädten und ländlichen Räumen gestärkt werden können. Hierzu werden ausgewählte Projekte aus der hessischen Förderlinie Gemeinwesenarbeit begleitet. Im Mittelpunkt stehen Prozesse demokratischer Willensbildung, die an Alltagserfahrungen und Möglichkeiten von Menschen ansetzen, die bisher kaum Zugang zu Partizipationsprozessen hatten. Im Dialog mit Verantwortlichen aus Kommunen und von Trägern sollen gemeinsam ergänzende oder neue Strategien und Formate entwickelt und erprobt werden. Die Ergebnisse fließen direkt in die Praxis, in Weiterbildung und Studium sowie in die Weiterentwicklung der Förderpolitik in Hessen ein.

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