Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels, Florian Lutz, Intendant des Staatstheaters Kassel, und Kassels Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller vor der Interimsspielstätte.

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Spektakuläre Eröffnung des INTERIM: Eine neue Theater-Ära für Kassel

Kassel. Kassel hat ein neues Opernhaus: Mit einem feierlichen Festakt und der Premiere von Giuseppe Verdis „Aida“ wurde am heutigen Freitag, 31. Oktober 2025, vor 850 Gästen das INTERIM auf dem Gelände der ehemaligen Jägerkaserne I eröffnet. Es markiert den Beginn einer neuen Epoche für das Staatstheater Kassel.

Das INTERIM – von der Stadt Kassel initiiert und verantwortet, vom Land Hessen maßgeblich finanziell unterstützt, von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG als Bauherrin und dem Generalübernehmer NÜSSLI umgesetzt – wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Staatstheater konzipiert und innerhalb von nur eineinhalb Jahren Bau- und Planungszeit fertiggestellt. Pünktlich zum Start der Spielzeit 2025/2026 hat der einzigartige, modulare Theaterbau nun seine Türen für das Publikum geöffnet. Das INTERIM dient während der sechsjährigen Sanierung des Opernhauses am Friedrichsplatz als Ersatzspielstätte und sorgt mit seinem flexiblen Konzept und künstlerischer Wandelbarkeit bereits überregional für Aufsehen in der Theaterwelt.

In Rekordzeit realisiert – Gewinn für Kulturstandort Kassel

„Es ist uns in Kassel gelungen, in Rekordzeit und ohne Mehrkosten eine temporäre und zugleich visionäre Spielstätte in zentraler Lage zwischen Park Schönfeld, Auestadion und Probonio Arena zu errichten. Dafür gebührt allen Beteiligten mein herzlicher Dank“, erklärte Oberbürgermeister Sven Schoeller nicht ohne Stolz. „Das INTERIM ist ein großer Gewinn für den Kulturstandort Kassel und zeigt, was möglich ist, wenn städtische Ämter und Beteiligungen, Bauwirtschaft und Kulturträger perfekt zusammenarbeiten. In einer Zeit, in der viele an der Leistungsfähigkeit staatlicher Strukturen zweifeln, beweisen wir: Die öffentliche Hand kann komplexe Projekte innovativ und erfolgreich umsetzen“, sagte Schoeller.

Für das Land Hessen, das gemeinsam mit der Stadt Kassel Träger des Staatstheaters ist, erklärte Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels: „Verdis ,Aida‘ mit ihren gewaltigen Chorszenen und prachtvollen Bildern ist eine echte Feuertaufe für die neue Interimsspielstätte. Ich freue mich, dass der vielseitige Modulbau nun mit Leben gefüllt wird. Stadt und Land stehen gemeinsam zu ihrer Verantwortung für das Staatstheater Kassel. Jeder hat seinen Beitrag geleistet, damit auch während der Sanierung des Großen Hauses eine angemessene Bühne für das Musiktheater zur Verfügung steht. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, dass auch die öffentliche Hand schnell bauen kann – von der Planung bis zur Eröffnung in unter zwei Jahren, das ist vorbildlich.“

Flexibel, modular, visionär

Der modulare Theaterbau bietet mit einem hochmodernen Bühnenraum von rund 25 mal 50 Metern und einer Höhe von bis zu 18 Metern Platz für bis zu 850 Gäste. Er ist vollständig rückbaubar und kann im Anschluss an die Bespielung in Kassel an jedem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Auch seine technische Ausstattung ist besonders: Der Holzboden erstreckt sich über die gesamte Hallenfläche, die Obermaschinerie mit 28 Zügen über die gesamte Raumlänge. Im Boden eingelassen sind ein variabel nutzbarer Orchestergraben und eine Schwerlast-Drehscheibe. Eine umlaufende vierstöckige Galerie dient zugleich als Spielfläche und Zuschauerraum. Flexible Sitztribünen ergänzen das modulare Konzept, das unterschiedlichste Spielvarianten ermöglicht – vom klassischen Guckkasten über Raumbühne bis zur immersiven Arena

Die Interimsspielstätte in Kassel

„Eine neue Vision von Theaterkunst“

„Mit der Eröffnung des INTERIM verwirklicht sich nicht nur ein existenziell wichtiges Bauprojekt, auf das viele Kolleginnen und Kollegen seit Jahren hingearbeitet haben, sondern auch eine neue Vision von Theaterkunst und Bühnenbau“, hob Staatstheater-Intendant Florian Lutz die Bedeutung des Neubaus hervor. „Dafür sind wir allen Beteiligten zutiefst dankbar, den direkten Projektpartnern, den ausführenden Planern und den zahlreichen Baufirmen wie vor allem unseren Trägern, dem Land Hessen und der Stadt Kassel. Dass die Stadt unter der Federführung von Oberbürgermeister Dr. Schoeller diesen außerordentlichen Theaterbau in so kurzer Zeit erfolgreich auf den Weg gebracht hat, ist eine einzigartige kulturpolitische Leistung, von der die Theaterwelt sehr profitiert.“

Im Anschluss an den Festakt feierte das Publikum die künstlerische Einweihung des INTERIM mit Verdis „Aida“– der ersten gemeinsamen Produktion des neuen Generalmusikdirektors Ainārs Rubiķis und Intendant Florian Lutz. Mit einer mehr als 200-köpfigen Besetzung, darunter internationalen Solistinnen und Solisten, Chor, Extrachor, Staatsorchester und den berühmten vier Fern-Trompeten, war dies zugleich die gelungene akustische Bewährungsprobe für das neue Haus. Florian Lutz hat den Klassiker als Musiktheater des Erlebnisses inszeniert und Verdis Imperialismus- und Kriegskritik in eine heutige europäische Parabel überführt.

Neue Infrastruktur für das Quartier

GWG-Geschäftsführer Uwe Gabriel betonte die besondere Herausforderung der parallelen Bauaufgaben bei diesem Großprojekt: „Der Bau der Interimsspielstätte war eine besondere Herausforderung. Die eigentliche Komplexität lag im Zusammenspiel mit der infrastrukturellen Erschließung des gesamten Kasernengeländes. Wir haben hier zeitgleich die Grundlage für die zukünftige Wohnbauentwicklung geschaffen.“

Bereits Anfang kommenden Jahres beginnen direkt neben dem INTERIM die Arbeiten für zwei Mehrfamilienhäuser mit gefördertem Wohnraum, die von der GWG in Zusammenarbeit mit der NOKERA AG errichtet werden.

Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

„Mit dem INTERIM ist ein flexibles, nachhaltiges und technisch hochmodernes Theaterhaus entstanden, das neue Maßstäbe für temporäre Kulturarchitektur setzt. Das Projekt war ein Rennen gegen die Zeit – aber eines, das wir gemeinsam gewonnen haben: dank klarer Kommunikation, Vertrauen und einer lösungsorientierten Zusammenarbeit zwischen Stadt, GWG, NÜSSLI und Theater“, resümierte Stefan Sekiguchi, COO Special Projects der NÜSSLI Gruppe.

Bis zur Premiere wurde das INTERIM mit großem Einsatz für die Produktion Aida spielfertiggestellt. In den kommenden Wochen folgen noch im und um das Gebäude herum weitere Arbeiten und der Feinschliff. 

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